Feuerwehr im Rhein-Sieg-Kreis

Foto: KFV RSK

Organisation

Eine Kreisfeuerwehr existiert im Rhein-Sieg-Kreis nicht. Stattdessen haben die Städte und Gemeinden ihre eigenen Feuerwehren. Siegburg und Troisdorf bilden dabei die einzigen Wachen mit hauptamtlichem Personal. Die übrigen Kommunen haben vollständig ehrenamtlich organisierte Freiwillige Feuerwehren. Aktuell gibt es im Verbandsgebiet und somit im Rhein-Sieg-Kreis 19 freiwillige Feuerwehren. Diese bestehen alle hauptsächlich nur durch das Engagement ehrenamtlicher Feuerwehrleute. Der Rhein-Sieg-Kreis hat dabei die Aufsicht über die kommunalen Feuerwehren.

Kreisbrandmeister

Der Kreisbrandmeister des Rhein-Sieg-Kreises ist seit dem 01.10.2022 Stefan Gandelau. Er unterstützt den Landrat bei der Aufsicht über die öffentlichen Feuerwehren und bei der Durchführung der dem Kreis übertragenen Aufgaben. Er kann bei Großschadenslagen, wie beispielsweise einem Großbrand, alarmiert werden und die Koordination und eventuell Leitung des Einsatzes übernehmen.

Stefan Gandelau

Kreisfeuerwehrhaus

Für alle Feuerwehren des Kreisgebietes stellt der Rhein-Sieg-Kreis das Kreisfeuerwehrhaus in Siegburg. Es wurde im Jahr 1979 zusammen mit der Feuer- und Rettungswache Siegburg erbaut und bietet es den Feuerwehren Dienste, die vor Ort in den Kommunen nicht möglich sind. So befindet sich dort neben der zentralen Atemschutzwerkstatt, wo die Atemschutzgeräte mit modernen Prüfgeräten regelmäßig nach Herstellervorgaben überprüft werden, auch die Schlauchpflegerei, in der die Schläuche von allen 19 Feuerwehren im Kreisgebiet nicht nur gereinigt und getrocknet, sondern auch überprüft werden. Auch die Atemschutzübungsstrecke des Kreises befindet sich im Kreisfeuerwehrhaus. Hier muss jeder Atemschutzgeräteträger unserer Freiwilligen Feuerwehr einmal im Jahr hin, um praktisch zu beweisen, dass er im Ernstfall in der Lage ist, die fordernden Aufgaben unter Atemschutz zu leisten. Außerdem beherbergt das Kreisfeuerwehrhaus unterschiedlich große Lehrräume zur Aus-, Weiter- und Fortbildung aller Feuerwehrangehörigen im Rhein-Sieg-Kreis sowie Stellplätze für verschiedene Gerätewagen des Kreises. Auf Anforderung des Einsatzleiters kann bei größeren Schadenslagen der Gerätewagen Atemschutz zur Unterstützung angefordert werden.

Ausbildung

Als Mitte der sechziger Jahre die Landesfeuerwehrschule in Münster überlastet war, wurde kurzerhand damit begonnen die Ausbildung des Oberfeuerwehrmannes selbst vorzunehmen. Aus den Wehren des Kreises rekrutierte sich bald eine Gruppe befähigter Feuerwehrführer, die im Februar 1965 mit der theoretischen und praktischen Ausbildung begannen. Die Lehrgänge wurden offiziell als Laufbahnlehrgänge anerkannt und später durch die heutigen Truppführer-Lehrgänge ersetzt. Auch heutige werden noch viele Lehrgänge durch den Kreis durchgeführt. Dazu zählen zum Beispiel der Atemschutz-, Maschinisten- und Sprechfunkerlehrgang. Diese Lehrgänge sind dann mit Mitgliedern der verschiedenen Feuerwehrstandorte des Kreises besetzt.

Sondereinheiten/Einsatzkonzepte

Sondereinheiten bieten die Möglichkeit in bestimmten Themenbereichen stärker präsent zu sein. So werden auf Kreisebene Züge oder Einheiten gebildet, die in besonderen Lagen mit Expertise und Material unterstützend tätig werden.
Dazu gehören

die ABC-Einheit

(ABC = atomare, biologische und chemische Stoffe) mit dem ABC-Zug Ost, der durch den Löschzug Neunkirchen und die Feuerwehr Sankt-Augustin und dem ABC-Zug West, der aus den Feuerwehren Bornheim und Rheinbach gebildet wird.

die Dekon-Einheit

wird aus Kameraden der Feuerwehren Bornheim, Eitorf und Niederkassel gebildet. Dekontamination ist das Entfernen einer oder mehrerer gefährlicher Substanzen von einer Oberfläche. Falls der Stoff eingedrungen ist, geht es auch um die Reinigung der darunter liegenden Schichten. Es können Personen (Dekon P), Gerätschaften (Dekon G) oder Verletzte (Dekon V) dekontaminiert werden.

die IUK-Einheit

(IUK = Informations- und Kommunikation) besteht aus rund 25 Kameraden, wovon ein Drittel Leitstellendisponenten der Feuer- und Rettungsleitstelle Rhein-Sieg und zwei Dritteln ehrenamtliche Feuerwehrkräfte sind. Sie versteht sich als logistische Unterstützung der Einsatzleitung im Bereich der Information und Kommunikation. Aufgaben sind beispielsweise Herstellen einer Funkverbindung (2m- und 4m-BOS inkl. 2m-Relaisstelle), herstellen einer Telefonverbindung oder Kommunikation über Satellit (SAT-Link).

die Mess-Einheit

wird aus etwa 45 Feuerwehrleuten gebildet. Sie üben regelmäßig in den Gruppen und treffen sich zweimal im Jahr zum Informationsaustausch und gemeinsamen Üben. Die Messgruppen im Rhein-Sieg-Kreis sind spezialisiert auf gefährliche Stoffe und Güter, deren Hauptaufgabe darin besteht, bei Großbränden, Schadstoff-Freisetzungen oder Gefahrstoff-Transportunfällen den Bereich der Einsatzstelle sowie die Umgebungsatmosphäre in den gefährdeten Wohngebieten auf gefährliche Schadstoffkonzentrationen zu untersuchen.

das PSU-Team

(PSU = psychosoziale Unterstützung) der Region Bonn-Rhein-Sieg sind besonders geschulte Frauen und Männer aus Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen, die Einsatzkräfte und deren Angehörige bei oder nach belastenden Einsätzen betreuen. Das PSU-Team Bonn-Rhein-Sieg kann jederzeit über die Feuer- und Rettungsleitstelle des Rhein-Sieg-Kreises angefordert werden. Auch präventive Maßnahmen und Lehrgänge bietet das Team an.

die Alarm-Bereitschaft „Waldbrand“

existiert seit 2019. Durch hohe Trockenheit und zusätzlichen Borkenkäferbefall der Nadelwälder steigt das Waldbrandrisiko stark. Dem soll mit der Alarm-Bereitschaft entgegengewirkt werden. Sie ist eine Einsatzeinheit mit insgesamt 14 Fahrzeugen und 60 Einsatzkräften. Mit der Schlauchversorgung können Strecken bis zu 6 Kilometern Länge überwunden werden. Die Einsatzfahrzeuge bringen zudem insgesamt bereits 40.000 Liter Wasser in Löschwassertanks mit. Die Brandbekämpfung selbst erfolgt dann unter anderem durch wendige, geländefähige Tanklöschfahrzeuge. Etwa 80 Feuerwehrleute wurden und werden im Kreisfeuerwehrhaus zu Gefahren bei Waldbränden sowie einsatztaktischen Maßnahmen geschult.

die Alarmgruppen

werden von 10 der 19 Feuerwehren gebildet. Auch der Löschzug Seelscheid gehört dazu. Sie dienen dem Heranführen von Reserven bei Großeinsatzlagen sowie der überörtlichen Hilfe in benachbarten Kommunen oder auch Kreisen. Sie werden in die vorhandene Einsatzorganisation integriert, eine eigene Führung ist daher nicht notwendig. Hauptsächlich geht es darum, überörtlich Hilfe zu leisten, ohne den Grundschutz der aussendenden, umliegenden Kommunen zu schwächen.

der Bereitstellungsraum

dient der Organisation und Koordination von Einsatzmitteln bei großen Schadenslagen. Geführt werden kann dieser im Rhein-Sieg-Kreis durch die Feuerwehr Neunkirchen-Seelscheid oder die Feuerwehr Sankt Augustin. Grundsätzlich ist der Bereitstellungsraum die Stelle, an der ankommende Einsatzkräfte und Einsatzmittel registriert, gekennzeichnet, gesammelt und dann für den Einsatz bereitgestellt werden. Um dabei die Übersicht zu behalten ist eine gute Organisation und Dokumentation im Bereitstellungsraum nötig. Die Führung des Bereitstellungsraumes ist für die Aufgabenverteilung in diesem zuständig, pflegt den Kontakt zur Einsatzleitung und ist Ansprechpartner für diese sowie für die Leitstelle. Ist der Bereitstellungraum eingerichtet, begibt sich dessen Führung zum Einsatzleitwagen 2 und bildet das Bindeglied zwischen der Einsatzleitung und der Registrierung und Organisation des Bereitstellungsraumes.

Leitstelle

Bei der Kreisleitstelle geht durchschnittlich alle 85 Sekunden eine Meldung aus dem Rhein-Sieg-Kreis über die Notrufnummer 112 ein. Durchschnittlich erreichen hilfesuchende Bürgerinnen und Bürger in 61 Prozent der Anrufe innerhalb von fünf Sekunden und in 87 Prozent der Anrufe innerhalb von zehn Sekunden eine Einsatzbearbeiterin oder einen Einsatzbearbeiter. Aus den im Schnitt 400 Einsätzen täglich ergeben sich etwa 188 Rettungsdiensteinsätze inklusive Notarzteinsätze, 125 Krankentransporte und 13 Feuerwehreinsätze. Es sind immer vier bis sechs Einsatzleitplätze von insgesamt 33 Mitarbeitern belegt. Sie alarmieren die 107 Einheiten der Feuerwehren, 17 Rettungswachen und 7 Notarztstandorte und lösen die entsprechenden Sirenen sowie alle analogen und digitalen Meldeempfänger aus. Durch eine Zusammenarbeit mit der Leitstelle der Feuerwehr Bonn ist sichergestellt, dass bei Ausfall einer der beiden Leitstellen der Notruf weiterhin bearbeitet werden kann.

Gefahrenabwehrzentrum

Seit dem Jahr 2020 steht fest, dass der Rhein-Sieg-Kreis ein Gefahrenabwehrzentrum in Sankt Augustin Buisdorf errichten wird. Dort sollen insbesondere Gerätewerkstätten zur Wartung und Instandhaltung von Einsatzgeräten sowie Logistik- und Ausbildungsbereiche für den Brandschutz und den Rettungsdienst angesiedelt werden. Hierdurch sollen die Rahmenbedingungen für den örtlichen Brandschutz im gesamten Kreisgebiet gebündelt und bedarfs- und zukunftsgerecht ausgestaltet werden. Es soll Platz für Fahrzeuge geschaffen werden sowie Übungsanlagen, Werkstätten, Materiallager und ein Zentrum für den Stabsbereich der Einsatzleitung entstehen. Zudem sollen Einsatzmittel vorgehalten werden, die die Wehren in den Kommunen nicht anschaffen, weil sie zu selten benötigt werden. Hauptgrund für das neue Gefahrenabwehrzentrum ist das technisch nicht aktuelle Kreisfeuerwehrhaus in Siegburg, das zudem völlig ausgelastet ist und keine Kapazitäten mehr hat.